







Boulevard der Stars
Eine interaktive Erfahrung mit Stars von damals und heute
Berlin gehört zu einer der wichtigsten Filmstädte seit Erfindung des bewegten Bildes. 2009 bedankte sich Berlin mit einem Andenken an die Film- und Fernsehstars von früher und heute- Einem Boulevard der Stars. Intention für die gemeinsame Idee der zwei Berliner Büros GRAFT und Art+Com war den bestehenden „Walk of Fame“ abzuwandeln und eine intelligente Weiterführung zu entwerfen, die Berlin verdient.

Der neue Rose Square ist als gefaltete Fläche konzipiert, die über dem Stadtzentrum schwebt. Der neue Platz ist teilweise geneigt und verbindet ihn mit den unterirdischen Bereichen, auf denen der Platz ursprünglich in den 1970er Jahren gebaut wurde, und schafft einen neuen Einzelhandels- und Restaurantbereich, sowie versunkene Gärten. Ein unterirdischer Fußgängerweg verbindet das Hotel mit dem Boulevard Rustaveli. Der Entwurf greift die Besonderheiten der terrassenförmigen Topografie der Hauptstadt auf und belebt das Potenzial einer abwechslungsreichen Stadtlandschaft neu.
Stars zu ehren und zu einem Erlebnis machen, für Berliner und Touristen- das war der Hintergrundgedanke. Das wurde erreicht durch einen interaktiven Roten Teppich/ Filmpremierensituation. Das Projekt fokussierte sich auf die Mitte der Potsdamer Straße zwischen Potsdamer Platz und Ben-Gurion-Straße. Diese fortschrittliche städtische Lösung war ein Blickfang und erzeugte eine willkommene Touristenattraktion, von denen die benachbarten Institutionen, Geschäfte und Restaurants profitieren.

Der Design- und Darstellungsentwurf orientierte sich teilweise an Techniken aus der Filmwelt. Während der Berlinale konnten die Besucher die ersten Stars besuchen, wie z.B. Marlene Dietrich, und Foots mit ihr auf dem roten Teppich machen. Im September 2010 wurde der Teppich wieder geöffnet, diesmal mit 40 Stars. Jedes Jahr werden 10 neue Stars feierlich auf dem Teppich enthüllt. Die Auswahl der Stars wird von einer unabhängigen Jury getroffen, die aus Senta Berger (Deutsche Filmakademie), Gero Gandert (Förderkreis der Deutschen Kinemathek), Dieter Kosslick (Berlinale), Hans Helmut Prinzler (Museum für Film und Fernsehen) und Uwe Kammann (Adolf Grimme Institut) besteht.
1. Roter Teppich:
Ein roter Teppich aus gefärbtem Asphalt bildet die Grundfläche des Boulevards. Beginnend am Potsdamer Platz zieht er sich auf dem Mittelbereich der Potsdamer Straße bis hin zur Ben- Gurion-Straße. Um auf die Inszenierung im Mittelbereich hinzuweisen, streift er die Gehwege auf beiden Seiten. Er weitet sich vor Gebäuden wie dem Filmmuseum aus und führt zu deren Eingängen. Am Potsdamer Platz und an der Ben-Gurion-Straße ist der Teppich „umgeschlagen“
und wird zur Informationsfläche (Schriftzug „Boulevard der Stars“, Verortung der Stars auf einer Karte, Hinweis auf wichtige Gebäude, die im Umfeld mit Film in Verbindung zu bringen sind …). An einigen Stellen wellt sich der Teppich auf und wird für die auf ihm Flanierenden zu Sitzbänken. Der rote Teppich ist gleichzeitig der rote Faden durch die Filmgeschichte.
2. Stars verortet durch Sterne:
Die Stars werden durch das im Titel des Boulevards auftauchende und gelernte Motiv des Sterns repräsentiert. Die Sterne aus polierter Bronze sind als kleine Pretiosen flächenbündig in den „Teppich“ eingelassen. Name, Beruf, Lebensdaten sowie ein Autogramm des Stars sind eingraviert. Der Beruf wird hierbei in Deutsch und Englisch vermerkt. Die Besucher können sich mit Bleistift und Papier die Unterschrift des Stars abpausen.

3. Kameras:
Auf dem roten Teppich sind abstrahierte Kameras platziert. Sie “erwecken die Stars zum Leben”. Die „Kameras“ basieren auf einem im 19. Jahrhundert von John Pepper erfundenen Bühnentrick, der bis heute im Film eingesetzt wird. Beim dem so genannten „Peppers Ghost“ wird ein Bild mit Hilfe eines verspiegelten Glases „geisterhaft“ ins Blickfeld des Betrachters projiziert. Schaut man durch das Okular der „Kamera“, so sieht man die Stars über dem Stern, der sie repräsentiert, schweben. Pro Kamera können zwischen ein und fünf Stars repräsentiert werden.

4. Scheinwerfer:
An den schon existierenden stromführenden Lichtmasten wird pro Star ein kleiner Scheinwerfer angebracht. Dieser setzt abends und nachts seinen Stern ins Rampenlicht. Die Scheinwerfer sind miteinander vernetzt und können programmiert und angesteuert werden. Dies geschieht zum einen in einer Gesamtchoreografie, die den Mittelstreifen der Potsdamer Straße bei Dunkelheit in ein bewegtes Premierenlicht taucht, zum anderen kann auf bestimmte Stars zu bestimmten Ereignissen wie Geburts- oder Todestagen hingewiesen werden. Die Scheinwerferdramaturgie ist so choreografiert, dass es kurze Momente der starken Bewegung gibt und längere Momente der Ruhe, bei denen die Scheinwerfer entweder auf einem bestimmten Star ruhen oder abgeschaltet werden. Der ausgewählte Scheinwerfertyp ist mit LEDs bestückt und daher extrem sparsam im Verbrauch. Zudem müssen die Leuchtmittel erst nach 10 bis 15 Jahren ausgetauscht werden.
Zusätzlich zu den vier Inszenierungselementen wurde ein screenbasiertes Informationssystem gestaltet, das sich formal an die „Peppers Ghost Kameras“ anlehnt und das den Besuchern Informationen zu Orten und Veranstaltungen im Umfeld des Boulevards bietet.
Im Zusammenspiel der vier Elemente Roter Teppich, Stern, „Peppers Ghost Kamera“ und Scheinwerfer wird eine ganzheitliche Inszenierung geschaffen. Sie ruft im Besucher das Bild des ehrenden Premierendefilees hervor, ermöglicht es ihm aktiv zu werden und macht ihn damit selbst zum Teil der Inszenierung.