

Mit dem neuen CHARITÈ FOYER an der Invalidenstraße besteht die einmalige Chance, die Charité an einer hochfrequentierten Ost-West-Achse Berlins und zwischen Hauptbahnhof und Berlin Mitte als Innovationsstandort erkennbar werden zu lassen. Das vorgeschlagene Gebäude bildet dabei den Auftakt und Zugang für den südlich gelegenen Campus und strahlt als zukunftsweisendes Gebäude für Administration, Forschung und Entwicklung nach außen. Ein klar definierter baulicher Setzstein bildet eine Zugangsgasse, die durch das begleitende offene Ausstellungsfoyer bereichert wird. Es wird damit zum prominenten Schaufenster für Forschung und Lehre undfür die einzigartigen Forschungskooperationen der Charité Berlin.


Das Gebäude-Konzept sucht eine respektvolle Ergänzung zum denkmalgeschützten Friedrich-Busch-Haus, bleibt aber als separater Baukörper ablesbar. So kann der solitären Ausstrahlung der beiden benachbarten Häusern zur Invalidenstraße respektvoll begegnet werden. Das angehobene Haupt-Volumen nimmt ganz selbstverständlich die Traufhöhen des denkmalgeschützten städtebaulichen Umfelds auf, wird mit seiner Auskragung gegenüber der Strahlenklinik aber auch zur selbstbewussten und repräsentativen Adresse. Der „schwebende“ Baukörper mit technisch intelligenter Hülle bleibt dabei von der städtebaulichen Figur und bis ins Detail auf respektvollem Abstand zum Bestand. Im Material der solar aktiven Hülle findet das Gebäude seine eigene ikonische Identität im Stadtraum und baut im Ensemble mit der westlich anschließenden Strahlenklinik einen spektakulären neuen Zugang zum Campus Areal der Charité.
Mit einer Gebäudehöhe von 22.00m und seinem wesentlichen Volumen fügt sich der Entwurf in die vorgegebene städtebauliche Umgebung. Mit einer durchgängigen Fuge reagiert das CHARITÈ FOYER auf den angrenzenden historischen Nachbarbau, mit dem er strukturell und funktional eine Symbiose eingeht. Ein großzügiger Luftraum entlang der Westfassade des Friedrich-Busch-Hauses inszeniert das Gegenüber von Alt und Neu und verweist hiermit auch im Inneren auf den geschichtlichen Kontext. Geschoßhöhen werden übernommen, vertikale Erschließungen optimiert ergänzt. In der obersten Ebene wird dieses vertikale Atrium zum Zugang in das Staffelgeschoß mit Übergang zum Dachgeschoß des Altbaus.
Die vertikale Fuge wird schon im Erdgeschoß sichtbar und bis in den Stadtraum erlebbar. Das Erdgeschoß nimmt dabei in seiner Höhe das Sockelgeschoß des Friedrich-Busch-Hauses auf und steht an der Invalidenstraße in der Flucht der benachbarten Strahlenklinik. So werden beide Nachbarn im Neubau auch städtebaulich miteinander verbunden.
Das Volumen der drei Ober-Geschosse mit seinem beweglichen Metallfassadengitter erlaubt flexible Steuerung von Sonnenlicht und Verschattung und kann zusätzlich mit der Nutzung von solarem Eintrag durch Photovoltaik ergänzt werden. Im Kontrast zu den Nachbarbauten wirkt das Gebäude transparent und macht Forschung, Labor und Arbeiten an der Charité nach außen sichtbar. High Tech trifft im CHARITÈ FOYER auf Tradition. So wird das Gebäude zum Ausdruck eines bisher zu wenig erkennbaren Selbstverständnisses der Charité.
ORGANISATION
Im Kontrast zur Primärgeometire des flexiblen Forschungs- und Laborbaukörpers mit seiner technischen Fassade geben die transparenten Fugen und Foyerzonen die innere Organisation des Entwurfs wieder. Zugang und Erschließung werden schon von außen intuitiv erkennbar.
Das Erdgeschoß liegt ebenengleich mit den angrenzenden Räumen des Friedrich-Busch-Hauses auf einem 50cm erhöhten Plateau, das alle öffentlichen Zonen miteinander verbindet. Im Bereich des neuen Eingangsfoyers, das von der Invalidenstraße und vom Virchowweg gleichermaßen erschlossen werden kann, sind die zentralen öffentlichen und halb-öffentlichen Funktionen, wie Ausstellung, Showroom und Café organisiert. Als Treffpunkt für die Forschung besteht hier die sehr naheliegende Möglichkeit von co-working Bereichen und damit fließenden Übergängen von Lehr- und Forschungsbegegnung extern und intern. Als Geschosshöhe wird hier in Anlehnung an die Organisation des Nachbarn 5.2m gewählt, was ein großzügiges Volumen für repräsentative und kommunikative Bereiche schafft. Dadurch dass sich die halb-öffentlichen Funktionen vom Neubau über die belichtete Gebäudefuge bis zum angrenzenden Friedrich-Busch-Haus erstrecken, werden schon in der öffentlichen Zone entlang des neuen Zugangs
CHARITÉ FOYER – Invalidenstraße041291
zum Charité-Campus unterschiedliche räumliche Qualitäten von Alt und Neu – teilweise mit zugeordneten Außenbereichen mit Bezug auf den neu entstandenen Innenhof mit der Strahlenklinik – geschaffen.
Die Geschosse 1-3 beinhalten sämtliche Labor- und Forschungseinheiten. Als nachhaltige und zukunftsfähige Architektur gewährleisten sie hohe Flexibilität und Teilbarkeit. Im 1.2m-Raster können selbst kleinere Unterteilungen erschlossen werden oder Großräume bzw. Labors organisiert werden. Alle Nutzungen sind immer entlang eines Korridors in der Lichtfuge erschlossen. Das 4. Obergeschoß schließlich bietet spektakuläre Ausblicke und Außenterrassen, im vorliegenden Entwurf ist es den Bürobereichen vorbehalten. Die Organisation der Büros des Staffelgeschosses gewährleistet langfristige Flexibilität und optimalen Tageslichteintrag und Außenbezug. Hier wird auch eine großzügige und allen Nutzern offenstehender Terrasse über die gesamte Länge des Baukörpers angeboten. Das Staffelgeschoß des Neubaus kann darüber hinaus optional mit dem Ausbau des Dachgeschosses des Friedrich-Busch-Hauses kombiniert werden.
Die Erschließung geht von einer engen Verbindung des Neubaus mit dem angrenzenden Friedrich-Busch-Haus aus, dessen Treppenkerne mit in das Verkehrswegekonzept eingebunden werden. Auch entsteht ein neuer gemeinsamer Aufzugskern, der an der Stelle des aktuellen Aufzugs die bestehende Erschließungslogik nutzt.Ein neues Treppenhaus und ein zusätzlicher Aufzug auf der gegenüberliegenden Seite der Fuge ergänzen effizient und Platz-sparend zusammen mit den existierenden Erschließungen des Friedrich-Busch-Hauses die vertikale und horizontale Erschließung. So entsteht aus der Kombination von gestalterischer und denkmalgerechter Baukörperfuge, Vertikalerschließung sowie beidseitig genutzten Kernen und Fluchtwegen ein kohärentes und effizientes Gebäudekonzept.
Der geforderte Flächenbedarf von 1.585 m² wird mit einem Angebot von ca. 2.670m² klar übertroffen und bietet ein wichtiges Potential für die zukünftige Forschungsarbeit der Charité. Dank der effizienten Grundrissorganisation, einer schlüssigen Zuordnung der Funktionsbereiche und einer Unterkellerung für Technik und Lager verfügt der Entwurf über ca. zusätzliche 1.000m²NUF + VF.
KONSTRUKTION UND MATERIAL
Das Gebäude ist als Stahlbetonskelettbau mit hohen Geschoßhöhen zur flexiblen technischen Ausstattung und mit einer vorgehängten, zweischichtigen intelligenten Fassade entworfen. Großzügige Verglasung wird kombiniert mit einem intelligenten Sonnenschutz. Aussteifende Kerne bilden den Rücken für ein offenes Raumkonzept mit guter und wirtschaftlicher Stützenfreiheit. Diese Hülle ist für flexiblen leichten Innenausbau mit wechselnder technischer Ausstattung und wechselnde Nutzungen vorbereitet, mit dem Ziel einer zukunftsfähigen Architektur, welche auf vielfältige Entwicklungen reagierenden kann. In der Ausstattung mit einer intelligenten und veränderbaren Fassade liegt ein mehrfaches Potential: Zum einen kann Tageslicht optimiert aber auch auf zunehmenden solaren Eintrag im Sommer reagiert werden. Durch großflächige Verglasung mit flexibler Verschattung kann gewährleistet werden, dass das Tageslicht in der Enge der Nachbarschaft voll ausgenutzt oder durch außenliegenden Sonnenschutz optimale Arbeitsbedingungen gewährleistet werden können. Darüber hinaus ist der Sonnenschutz ein optimaler Ort zur Energiegewinnung. Mit Photovoltaik ausgestattet, könnte das Gebäude nicht nur einen Teil seines Energiebedarfes decken, sondern gleichzeitig Kompetenz und Ambition im Bereich der Nachhaltigkeit und bei gesunder Energiegewinnung zum Ausdruck bringen. Die Materialität in den Innenräumen inszeniert die angrenzenden Bestandsbauten und drückt durch Einfachheit und Robustheit der Baustoffe eine flexible Werthaltigkeit des Neubaus aus. Eine neutrale zurückhaltende Tonigkeit der Oberflächen bildet den Hintergrund für eine zu erwartende Farbigkeit und bunte Akzenten bei der Forschungs- und Lehr-Ausstattung und dem Mobiliar. Wände und Decken in diesen Bereichen sind überwiegend als Sichtbetonflächen gehalten. Raumakustische Maßnahmen erfolgen über Deckensegel.
Die wichtigste Zielsetzung der ganzheitlichen Konzeption des CHARITÈ FOYER sind damit die Verbindung hoher Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten, Flexibilität, Wertstabilität, Wirtschaftlichkeit über den gesamten Gebäudelebenszyklus mit integralem Technikkonzept aus Ressourceneffizienz und dem Einsatz regenerativer Energie. Ein holistischer Ansatz mit hoher Ambition und die Verbindung von hoher Dichte mit größtmöglicher Transparenz sind dabei die großen Potentiale, die das neue CHARITÈ FOYER zu einer Visitenkarte der gesamten komplexen Landschaft der Charité-Infrastruktur werden lassen.