Der Traum vom „Wohnen im Grünen“, vom Wohnen in frischer Luft, ist das Gegenbild zur, als dreckig oder stickig empfundenen, Enge und Verkehrsdichte der Innenstädte. Heute wissen wir, wie sehr dieser Traum zu Zersiedelung, einem Verlust von unversiegelter Fläche und erhöhtem Verkehrsaufkommen geführt hat, müssen aber konstatieren, dass die Idee einer Verdichtung durch Geschosswohnungsbau diesen Traum nicht erfüllen wird. Er wird als Topos seine Anziehungskraft weiter behalten.
Darüber hinaus ist unserem industriell spezialisierten Bauen offenbar ein Ur-Grund oder Haupt-„Nutzen“ abhanden gekommen: die Wohngesundheit, messbar in der Qualität der Innenraumluft. Die Erkenntnis, dass eine Wand nicht in erster Linie dicht und eine Farbe nicht in erster Linie leuchtend sein muss, sondern vor allem nicht gesundheitsschädigend, ist nicht neu, aber keineswegs als grundlegend und bindend wahrgenommen. Der vorliegende Entwurf nimmt sich dieser zwei Themen an und formuliert zwei Hauptziele einer „smarten“ Materialverwendung:
1. Smart Use of Land
2. Smart Strategies for Clean Air
Zunächst soll das Haus eine grundlegende Siedlungsdichte ermöglichen, ohne dabei die Vorteile und Qualitäten eines Einfamilienhauses einzubüßen. Die Vorstellung, dass ein freihstehendes Haus mit einem zweiten zusammengeschoben und in die Höhe gedrückt dies erfülle (townhouses mit Handtuchgarten) führt in die Irre. Gärten werden klein, vertikal notwendige Erschliessung nimmt einen überproportionalen Teil der Geschossfläche ein, zwei nebeneinander stehende Häuser brauchen zwei vollständige Treppenhäuser.
Unser Vorschlag beruht auf der Vorstellung, dass zwei vollwertige „Häuser“ übereinander angeordnet werden können. Der ebenerdige Wohnungsteil erhält den gewohnten Garten, das darüber liegende zweite „Haus“ einen Terrassengarten in Übergröße, der von keiner innerstädtischen Wohnung erreicht wird. So entstehen zwei Wohnungen mit Haus-Charakter auf ein und demselben Grundstück. Beide Wohnteile sind durch split-level so organisiert, dass die großen Wohnräume nach Süd-West und zum Garten ausgerichtet sind, während fast alle Schlafbereiche nach Nord-Ost schauen. Es entsteht ein 3 bzw. 4-geschossiger Bau, der grundsätzlich sogar als Brandwandhaus funktionieren könnte.
Das Wohlbefinden der Bewohner des SMART AIR HOUSE steht an erster Stelle der Konzeption und entscheidet über die smartness der verwendeten Materialien und Konstruktionen. Das Haus bietet neben großzügigem Wohnen mit grünen Freiräumen und fließenden innenräumlichen Gefügen in beiden Wohneinheiten mit vier bis fünf Zimmern vor allen Dingen Materialqualität nach „cradle to cradle“ Standard. Bedienerfreundlich und ohne technisch überfrachtet zu sein, entsteht aus archaischen Materialien und zukunftsweisender Technologie ein symbiotisches System, das alle Potentiale der Luft und der Sonne nutzt um Gesundheits- und Klimabewusstes Wohnen in der Stadt zu vereinen.
Energie
- Nutzung lokaler Ressourcen
- Plusenergiestandard
- energieeffiziente, zukunftsfähige Gebäudetechnik
- Schnittstellen, die das Gebäude auf ein Wirken in zukünftigen „Smart Grids“ vorbereiten
Besonderheiten
- Minimierte Raumluftbelastung durch Kontrolle der verwendeten Baustoffe, Einsatz aktiv Luftreinigender Materialien, Pflanzen und Geräte, (CRADLE TO CRADLE & DGNB)
- Optimierung der Gesamtprimärenergiebilanz durch Erstellung, Ökobilanzierung und Messung tatsächlicher Ergebnisse
- Verwendung ökologischer Bau- und Dämmstoffe
- Ganzflächige Photovoltaik- Fassadenkollektoren
- Photovoltaikanlagen zum regenerativen Ausgleich der Strombilanz für den Netz- und Gebäudebetrieb, Vorbereitung des Gebäudes für Smart Energy Netzwerke
- Vakuumisolierung als hybride Ergänzung von Holzbau und hocheffizienter Gebäudedämmung
- Erprobung von Vakuumverglasung mit variablem Gesamtenergiedurchlassgrad (g-Wert) (hybride Kombination aus geringem U-Wert und elektrochromer Schaltung der Verglasung. Durch das Anlegen einer Spannung wird der g-Wert beeinflusst und regelt die Größe der solaren Wärmegewinne im Sommer und Winter. Auf einen zusätzlichen außenliegenden Sonnenschutz kann ggf. verzichtet werden.)
Gesamtziele
- Gesunde Luft im Innenraum
- Hohe Wohnqualität
- Optimierter Planungsprozess
- Industrielle Vorfertigung in trockener Bauweise
- Ökologische Baumaterialien, Verwendung zertifizierter Produkte
- Technische Ausstattung mit geringer elektrischer Leistungsaufnahme
Partner – Konzept – Industriebündnis
„Ökologische Häuser“ nach dem gegenwärtigen Stand der Technik müssen durch das Angebot am Markt und die Standards der Bautechnik zwangsläufig unter Verwendung von kritischen Dichtstoffen, Dämmstoffen, Beschichtungen und knapper werdenden Rohstoffen wie z.B. Kupfer gebaut werden. Im besonderen Hinblick auf die Nachhaltigkeit nach den Kriterien der DGNB Zertifizierung und den Material- und Prozessoptimierungen der Cradle-to-Cradle Projektierung soll in diesem Projekt ein Augenmerk auf die Verwendung und Optimierung des Katalogs verwendeter Materialien und Baustoffe gelegt werden. Im Prozess der weiteren Planung des Projektes soll ein Katalog von aufeinander abgestimmten Produkten und Systemen entstehen, die nicht nur ein wenig besser, also effizienter, sondern richtig, also effektiv sind.
In einer interdisziplinären Kooperation mit Partnern aus Forschung, Industrie und Planung soll die Symbiose aus ökologischen Baustoffen, zukunftsweisenden technischen Baustoffen, effizienten haustechnischen Anlagen und einem alle Komponenten vernetzenden Managementsystem entwickelt werden.