Während die Bauskulptur der Kinderklinik Sankt Augustin, als optimistische „Landmark“ im Grünen, Familien mit schwer kranken Kindern ein temporäres Zuhause mit Naturbezug schafft, entstanden an der Berliner Charité nach dreijähriger Forschungs- und Planungszeit Intensivzimmer, die nachweislich zur Heilung beitragen: So treten Bewusstseinsstörungen („Delir“), wie z. B. Halluzinationen, bei rekonvaleszenten Patienten, die in den von GRAFT konzipierten und geplanten Intensivstationen behandelt wurden, signifikant seltener auf (46%) als bei PatientInnen, die in Standardzimmern behandelten wurden (76%).
Darüber hinaus profitiert vom Einsatz natürlicher Baumaterialien nicht nur die Gesundheit der BewohnerInnen und BesucherInnen, sondern es geht auch ein nachhaltiger Beitrag zum Umweltschutz aus – dies zeigen die Plus-Energie-Häuser von „Holistic Living“. Gesundheitsvorsorge positiv zu konnotieren ist auch das zentrale Thema bei der Zahnarztpraxis von KU 64. Hier wurde durch radikales Umdeuten gewohnter Rituale und Erwartungen in Klinikbauten, ein völlig neues Setting geschaffen, das den Besuch beim Zahnarzt mit Schönheitspflege und Wohlbefinden verknüpft.
Parametrische (T)Raumgestaltung
Nach dreijähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit zwischen der Charité und GRAFT entstanden zwei neuartige Pilot-Intensivzimmer, die höchste Maßstäbe an eine beruhigende und qualitativ hochwertige Raumatmosphäre legen und sensibel auf die Wahrnehmung der Patienten abgestimmt sind. Ziele sind eine signifikante Reduktion nachweisbar Stress auslösender Faktoren auf Intensivstationen, die Verminderung des Gefühls von Desorientierung, Angst und des Ausgeliefert-Seins für die Patienten, die Verbesserung der Akustik und der Versorgung mit Tageslicht, um einen messbar verbesserten Heilungsprozess zu ermöglichen und das Auftreten von Delir und kognitiven Langzeitschäden maßgeblich zu reduzieren.
Alle Aspekte des neuartigen Konzeptes wurden in enger Abstimmung mit Ärzten und der Pflege der Charité jedoch vorrangig aus der Patientenperspektive heraus entwickelt. Im Innenraumkonzept sorgen unerwartet weiche und fließende Formen, sowie die Verwendung von großformatigen Holzoberflächen und dunklen Fußböden für eine auf Intensivstationen bisher ungekannte wohnliche Atmosphäre. Indirektes Licht und ein individuell steuerbares Lichtkonzept sorgen für eine angenehme Behaglichkeit. Besonderes Augenmerk beim zentralen Thema qualitativ hochwertiger Raumatmosphäre liegt auf dem optischen Verschwinden technischer Geräte und Versorgungsleitungen. Ein Patientenlift erleichtert die Mobilität der Patienten, während individuell nutzbares Mobiliar und Sichtschutz für die in diesen Zimmern so entscheidende Privatsphäre ermöglicht.
Elternhaus Sankt Augustin
Mit dem Neubau auf dem Gelände der Kinderklinik Sankt Augustin entstand eine optimistische „Landmark“. Die Baukörperskulptur im Grünen wird Eltern von schwer kranken Kindern, die sich in stationärer Behandlung befinden, ein Zuhause auf Zeit. Entgegen der Erwartungshaltung gegenüber pragmatischer und funktionaler Architektur im Krankenhausumfeld, präsentiert sich das Gebäude mit angenehmer Leichtigkeit.
Alle 25 Zimmer sind auf den Fernblick in die umliegenden Felder Sankt Augustins ausgerichtet. Jedes Zimmer verfügt über ein Sitzfenster, das den Blick in diese Richtung und auf den Sonnenuntergang ermöglicht. Das Herz der Gemeinschaftsbereiche ist der offene Küchenbereich und die zentral angeordnete lange Tafel, die als Zentrum des gesamten Hauses dient. Da das gemeinsame Gespräch beim Kochen und Essen häufig die erste Gelegenheit zur Kontaktaufnahme zwischen Eltern bedeutet und durch den Austausch nicht selten das Gefühl entsteht, mit den eigenen Problemen nicht alleine zu sein, nimmt dieser Begegnungsraum einen besonderen Platz im Ronald McDonald Haus ein.
Der Bau als Ganzes wirkt dabei weniger wie ein konventionelles Haus, als eine ikonografische Formskulptur. Eine Metallfassade, die sich kontinuierlich um den Baukörper wickelt, bildet den Hintergrund für horizontal langgestreckte Fensterbänder. Es entsteht das Bild eines insgesamt sehr abstrakten, hellen und formbaren Baukörpers, der seine genaue Lage in der Umgebung zu suchen scheint und im Ausblick in das umgebende Grün seine Balance findet. Ein Ausdruck für Momente der Leichtigkeit und Zuversicht in der schweren Zeit seiner Bewohner.
Zahnarztpraxis KU 64
Dem Konzept für die Zahnarztpraxis Dr. Ziegler liegt ein radikales Umdeuten und Re-Allegorisieren gewohnter Rituale und Erwartungen zugrunde. Den Besuch in Arztpraxis und Klinik, zumeist geprägt von ängstlicher Erwartungshaltung, Hygiene und Sterilität, neu zu konnotieren, ist hier gelungen: Durch zurückhaltende Technikpräsenz, großzügige Raumplanung und Referenzen an die Natur.
Das breite Spektrum von Beratung und Service, Vorsorgeangeboten, Schönheitspflege, Zahnpflege oder Heilpraktiker-Dienstleistungen wird hier unter anderem in einer Dünenlandschaft angeboten, in der sich der Boden aufwölbt und die Decke Wellen formt. Dabei sind „Dünenberge“ und Täler so angeordnet, dass Privatsphäre erhalten und dennoch ein weiter, großzügiger Blick durch die gesamte Praxis gewahrt bleibt. Anamorphotisch verzogene Bilder schwebender Menschen in Punktraster heben sich in weiss vom orangen Untergrund ab und sind nur von ausgewählten Standpunkten aus zu erkennen. Im Durchschreiten der Raumfigur ändert sich deren Lesbarkeit kontinuierlich. Mobiliar wird unsichtbar und ist fast gänzlich in die Raumfigur integriert.
In der ungewöhnlich großen Lounge mit vorgelagertem Sonnendeck findet der Besucher (anstelle gewohnter Bestuhlung) in die Wellenformen integrierte Sofas und Liegen, die um einen frei hängenden Kamin gruppiert sind. Die Rückseite des Rezeptionstresens wandelt sich zur Bar. Neben Angeboten wie W-LAN Internet-Zugang oder integrierter Video-Game-„Sandburg“ für Kinder jeden Alters bilden vor allem olfaktorische Reize, wie der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee und offenem Kaminfeuer, das phänomenologische Gerüst, während der Zahnpflegeraum als geometrisierte und indirekt beleuchtete Quell-Grotte gestaltet ist. Glasbecken schweben über dem zentralen Wasserbassin. Tropfendes Wasser ist der akustische Hintergrund. Über die Reflexion auf der Wasseroberfläche wird die Decke bewegt indirekt beleuchtet.